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klopfte – wie er eintrat. Ja, dann war sie selig! sie hatte die Gewißheit ihn zu sehen, sie sah ihn! – Aber damit hörte auch eigentlich das Glück auf: die reine Freude ging über in eine zitternde, beklommene, fiebernde.

An einem trüben Novembertag, als es um fünf Uhr schon dunkelte, kam Leonor und fand Cornelie nicht in ihrem Zimmer. Das befremdete ihn; sie pflegte stets ihn zu erwarten. Er harrte fünf Minuten – dann klopfte er an die Thür ihres Schlafzimmers; keine Antwort. Er ging zu seiner Schwester; Cornelie war nicht da.

„Sie geht mitunter Nachmittags spazieren, sagte Dorothee, und wird sich verspätet haben.“

„Ja, Nachmittags! sagte Leonor beängstigt; aber es ist Abend!“

Er ging in den Garten; sie war nicht da. Auf die Straße – sie war nicht zu sehen. Er wollte ihr nachgehen – aber wohin? sie suchen – aber wo? Er kehrte ins Gärtchen zurück und lief umher wol eine halbe Stunde. Er wußte gar nicht was er denken sollte, d'rum verfiel er auf Unsinn. Wieder ging er zu seiner Schwester und bat sie ihn zu rufen wenn die Gräfin heimgekehrt sei; er sei im Garten. Als er sich umkehrte, stand Cornelie in Hut und Shawl hinter ihm und sagte:

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)