wollte, entgegnete Cornelie; die Liebe gehorcht dem Willen nicht – wenigstens nicht auf der Stelle!“
„Mit der Zeit also hoffen Sie mich nicht mehr zu lieben?“ fragte er bitter.
„Ich fühle mich in diesem Augenblick zu elend, um irgend etwas hoffen zu können,“ sagte sie.
„Cornelie! rief er, Sie sind falsch!“
„Das sieht mir ähnlich!“ sprach sie gelassen.
„Cornelie! wollen wir einmal ruhig überlegend mit einander sprechen – hub Leonor nach einer Pause an, und fuhr fort, als sie zustimmend das Haupt neigte: was ist denn innerhalb dieser vierundzwanzig Stunden geschehen um urplötzlich einen solchen Umsturz herbei zu führen? Ich habe Sie damals geliebt und ich liebe Sie jezt. Ich habe vier Monat hier gelebt und werde auch künftig hier leben, in meinem Beruf, in einer mir zusagenden Wirksamkeit. Warum erfreute Sie das gestern? warum erschreckt es Sie heute? Ich werde irre an Ihnen. Sie sind ja sonst immer so klar und fest.“
„Ja! .… sonst! rief sie. Sonst war mein Herz immer entschieden, immer in solcher tiefen Harmonie, daß, wenn die innere, gebieterische Stimme zu ihm sagte: Brich! - so sprach das Herz: Wolan! ich will brechen! – Aber jezt .… will es nicht.“
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)