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Herz; sie schreckte zusammen, warf beide Hände vor's Gesicht und sagte langsam und trostlos:

„Der Traum ist aus.“

„Und die Wirklichkeit ist schöner als er,“ setzte Leonor feurig hinzu.

Tristan unterbrach das Gespräch; Dorothee kam später, und während des ganzen Tages fand Leonor nicht wieder Gelegenheit ein ungestörtes Wort mit Cornelien zu sprechen. Am nächsten Morgen lag ein Brief von ihr auf seinen Tisch. Sie schrieb:

„Der Traum ist aus. Die Wirklichkeit tritt in ihr Recht! Daß ich auf die Dauer meines lieblichsten Traumes und auf die Möglichkeit gerechnet habe es könne unser Leben so friedlich beglückend bleiben wie es gewesen ist, war eine von den Verblendungen, die man sich nur in ganz idealischen Seligkeits-Zuständen machen kann, weil man für sie weder Erfahrung noch Maßstab hat. Das sei meine Entschuldigung, denn ich fühle mich schmerzgebeugt genug um mich schuldig zu fühlen. Als Sie mich gestern fragten ob Sie in Zürich bleiben sollten, antwortete Ihnen nur mein Herz, und das hat wenig mitzusprechen in den Angelegenheiten dieser Welt. Ueber Nacht ist mir eine andre Antwort gekommen: Nein. Reisen Sie, kehren Sie in Ihre Heimat zurück, vergessen Sie diese

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/180&oldid=- (Version vom 31.7.2018)