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seiner Leidenschaft. Er glaubte nicht daß Cornelie doppelt freundlich gegen ihn sei um ihn über die Vergangenheit zu beruhigen – und er glaubte ganz Recht! Vielleicht zu Anfang seiner Anwesenheit konnte es der Fall gewesen sein, doch jezt nicht mehr! Der Umgang mit Leonor war ihr ein Bedürfniß geworden. Sie freute sich den ganzen Tag auf den Abend, der ihn zu ihr führte – oder zu dem Spaziergang den sie Alle gemeinschaftlich machten – oder zu dem Buch das er ihr brachte und das sie besprachen. Es war wieder Nerv und Reiz in ihr Leben gekommen, dessen schwerfällige Eintönigkeit durch ein ganz fremdes Element aufgefrischt und erheitert wurde. In dieser abgeschiedenen Existenz mußte das Neue, das sich heimisch zu machen wußte, einen ungewöhnlichen Eindruck machen und sich anders mit dem Gewebe dieses Daseins assimiliren, als es unter den gewöhnlichen Bedingungen in der Gesellschaft möglich gewesen wäre. Die großen Leidenschaften suchen in ihrem Entstehen immer die Einsamkeit, weil sie in deren Boden gedeihen, und in zwei isolirten Menschen spricht sich Zu- und Abneigung früher und lebhafter aus, als wenn sie sich im Tumult der Geselligkeit träfen. Zuweilen stieg in Cornelien die Frage auf: Wird er immer hier bleiben? oder wird er früher oder später fortgehen?

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/176&oldid=- (Version vom 31.7.2018)