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hatte: er kam sich immer erhoben und besser in ihrer Nähe vor. Einmal hatte Cornelie gesagt:

„In ausgedehnten Kreisen Gutes thun ist gewiß eine sehr respektable Sache. Aber es ängstige sich doch Niemand, der nicht diesen Beruf und die dazu nothwendigen Fähigkeiten in sich verspürt, als sei er deshalb ein minder taugliches und nützliches Geschöpf! er muß nur eine innere Tüchtigkeit haben; dann werden Andere es schon merken, zu ihm kommen, sich an ihn lehnen, das von ihm nehmen was sie grade bedürfen – denn es giebt viele Arten von Bedürftigen auf der Welt! – und der Thatenlose darf sich dieses Samenkörnchens des Guten in seiner Weise ebenso freuen als der Thätige.“

Zu Dorotheen hatte sie dies gesagt, die sich in ihrem Durst nach Thätigkeit fast aufrieb und sich nie genug that; und Leonor fand daß diese Worte in der Anwendung auf Cornelie ihre wahre Bestätigung fanden. Sie hatte keine Thaten aufzuweisen als ihr Leben – aber in ihrem bloßen Dasein lag Erkräftigung und Ermunterung. Die wunderseltne Vereinigung von Ueberlegenheit des Characters und Geistes mit der höchsten, reizendsten Anmuth, machte Cornelie zugleich imposant und entzückend, und dadurch unwiderstehlich für Leonor. Was er wollte - was er wünschte – war ihm selbst nicht klar,

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)