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Verkennung des Rechts und der Wahrheit daraus entspringen muß, wenn ein Theil der Menschen unter dem Druck, in stumpfer Stupidität oder im tiefen Bewußtsein einer erduldeten Ungerechtigkeit, das Leben beginnt und beschließt, während der andre Theil es sich in angestammter Behaglichkeit wol sein läßt. Auf welcher Seite die tüchtigen Menschen sich ausbilden, kann kaum mehr die Frage sein, da die Tüchtigkeit vom Individuum abhängt und nicht von den Ahnen, aber darum fodert sie auch gebieterisch Berücksichtigung, Gleichstellung, dasselbe Ziel, und dies nenne ich geistige Güter zu denen Alle berechtigt sind – während Jeder seinen Geldbeutel für sich durch Glück, Geschicklichkeit oder Zufall besitzt.“

„Dies scheint mir nicht ganz consequent, sagte Cornelie, denn wenn Sie bei Geburtsunterschied die Folgen desselben geistig, auf den Geist wirkend, nennen, so müssen Sie das Nämliche auch bei den Folgen des Reichthums und der Armuth thun, und um so mehr, da diese noch weit greller in die Augen springen. Aber Reichthum ist das Idol der Zeit und gilt, wie jedes Idol, eine Zeitlang für heilbringend und segenspendend bei seinen Adoranten. Über Idole ist nicht zu disputiren, lieber Doctor! Da sich in gährenden Zeiten die Gegensätze stets schreiend hervordrängen, so finde ich den

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/170&oldid=- (Version vom 31.7.2018)