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am Geringsten an, nämlich gar nicht; ungefähr ebensowenig wie man bei zwanzig Jahren die Gesundheit in Anschlag bringt oder reine Luft in einem Zimmer. Daß es möglich sei zu leiden weil man statt von einem silbernen Teller von einem aus Steingut esse – war ihm nie in den Sinn gekommen. Seine häufigen Reisen in fremden Ländern hatten ihn in seiner Gleichgültigkeit gegen den Luxus der Umgebung bestärkt. Ob Cornelie ein Atlas oder ein Indiennekleid, eine Brüsseler oder eine englische Spitze, einen Florentiner oder einen Schweizer Strohhut trug, ob sie sechs Lackaien oder keinen einzigen im Vorzimmer hatte, war für ihn von der allerletzten Unwichtigkeit. Wer den Reichthum als eine Bedingung des Glücks betrachtet, bei dem ist sofort anzunehmen, daß er, wie Leonor, in seiner Jugend vom Mangel wahrhaft gelähmt gewesen ist, und nun die Befreiung davon als Glück anerkennt; oder aber daß er eine jener sterilen engen Naturen ist, die keine andern Wünsche haben als die, welche man bezahlen kann. Gotthard dachte: Cornelie muß leiden weil sie einsam ist; Leonor: weil sie arm ist. Es war ihm ein unüberwindlich bittrer Schmerz der sich ihm fast in jedem Augenblick aufdrängte und auch zuweilen zur Sprache kam.

Nachdem die Kranken hergestellt waren sprach

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)