haben, die wir ruhig sind über alle Erfolge, uns trift dieser Vorwurf nicht; – denn ich hoffe sehr von Ihnen, daß Sie stolz sind.“
„Ich finde die Geringschätzung Anderer, welche Sie so unbefangen eingestehen, eine zu bedenkliche Klippe um mich am Stolz vor Anker zu legen, gnädige Gräfin.“
„Das ist ein Vorwand! rief sie, lieblich mit dem Finger drohend. Dies Gemisch von Niedrigkeit und Feigheit der Gesinnung, welches in meinen Augen den Pöbel constituirt, kann Ihnen zu wenig Mitleid einflößen um ihm nicht Geringschätzung zu zollen und zu gönnen.“
„Wer die Menschen kennt, ist vorsichtig mit einem solchen Ausspruch, der, wenn man die Umstände und Verhältnisse berücksichtigt, sehr oft ungerecht, ja grausam sein kann, weil unbekannte Ursachen und Einflüsse dabei im Spiel sind, und ihren Schatten oder ihr Gift auf die Handlungen werfen. Soll aber nur von Gesinnungen die Rede sein, gnädige Gräfin, so laufen wir leicht Gefahr diejenigen gering zu schätzen, die mit den unsern im Widerspruch sind.“
„Was will denn das sagen! rief sie die Achseln zuckend; übertreiben können wir den Stolz und dann wird er Dünkel; das leugne ich nicht. Aber noch in seinen Uebertreibungen und Auswüchsen hat er
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/160&oldid=- (Version vom 31.7.2018)