keine Gefahr mehr vorhanden war, so daß sich die Gedanken nicht mehr ausschließlich mit ihnen beschäftigten. Wird sie verschüchtert sein, niedergedrückt, zweifelnd, muthlos, irgend etwas von dem, was der Mensch so leicht wird, der sich von den Höhen des Lebens in Dunkelheit und Unscheinbarkeit versetzt findet? Wird sie schroff und starr geworden sein, wie derjenige es leicht wird, der mit seinem Bewußtsein und im Gefühl seines Rechts gradeaus geht und nie an sich selbst verzagen darf? Wird sie sentimental und weichlich fromm geworden sein, um das Spiel der Empfindung wach und rege zu erhalten? Nichts von dem Allen war sie – besonders in diesem Augenblick wo sich ihre Seele so recht im Läuterungsfeuer einer schweren Prüfung und eines großen Glücks gestählt hatte. Sie war ungebeugt, unverzagt, von oben herab die Schicksale betrachtend.
„Ich habe noch meine Arena in der es gilt heilige Kampfpreise davon zu tragen, und sie ist eben so glorreich und eben so einflußreich wie irgend eine, die man so zu nennen pflegt – ich habe meinen Sohn! sagte sie einst zu Leonor in einem der ernsten Gespräche die sie häufig mit einander hatten. Ich habe nie die Klage der Menschen begreifen können über einen mangelnden oder heterogenen
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)