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„Das Fieber nimmt nicht zu,“ sagte Leonor. Es war das erste Wort welches sie von ihm hörte. Es klang ihr von andrer Stimme gesprochen, als womit Menschen zu reden pflegen. Es war genug um auf Rettung zu hoffen, nicht genug um an sie zu glauben. Nach einiger Zeit sprach er wieder:

„Das Fieber nimmt gewiß nicht zu.“

Cornelie legte die bebende Hand auf seinen Arm, sah ihn an, und fragte:

„Gewiß nicht?“ – An ihrem Ton, an dem aufleuchtenden Freudenblitz ihres Auges erkannte er, daß sie schon die Gewißheit der Rettung haben wollte.

„O, sagte er, stürzen Sie Sich nicht so heftig der Entscheidung entgegen! auch im glücklichsten Fall giebt es noch tausend unglückliche Möglichkeiten.“

Sie verstand ihn gar nicht, so betäubt war sie, machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand, als wolle sie keine überflüssigen Worte hören, und fragte:

„Nun? wie scheint Ihnen der Zustand des Kindes?“

Es lag schon eine unermeßliche Hofnung darin, daß sie diese Frage that; seit vierundzwanzig Stunden hatte sie nicht mehr gefragt.

„Besser!“ antwortete Leonor zuversichtlich; und eine überirdische Verklärung umfloß Corneliens Antlitz.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)