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Sie hatte schwache Augenblicke in denen es sie wie Reue überfiel, daß sie sich nicht ihrem Schicksal unterworfen. Sind wir nun einmal so schwach daß das Alleinstehen uns bittrer als jede Bitterkeit ist – sprach sie zu sich selbst – so müssen wir es denn um jeden Preis vermeiden, und ein wenig Erniedrigung, für die sich gewiß ein Wort finden ließe, welches sie in den Adelstand der Demuth oder etwas dergleichen erhebt – nicht scheuen. Dann nahm sie nach solchen Ausbrüchen der Verzagtheit wieder alle Kraft und alle Besinnung zusammen um sich fest einzuprägen daß sie recht gehandelt habe, und in diesem Bewußtsein allendlich Beruhigung finden müsse. All die klaren und stolzen Worte, die sie gegen Eustach ausgesprochen, an Aurora geschrieben hatte, tauchten vor ihr auf wie ernste Geister und fragten sie: Kennst du uns nicht mehr? sind wir nicht mehr der Abdruck deiner Gedanken und der Ausfluß deiner Gesinnung? verleugnet uns deine bessere Ueberzeugung? Nein Cornelie! deine Schwäche verleugnet uns! deine Schwäche mögte sich überreden, daß du in trotzigem Uebermuth uns ausgesprochen habest, daß du einen Irrthum begangen, einen Mißgriff gethan; – und warum das? weil du von Neuem erkennst, was du schon immer erkannt hattest, daß das Leben nach allen

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/147&oldid=- (Version vom 31.7.2018)