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sie nicht entbehren zu können – also reisen Sie doch wieder, und schreiben Sie mir hübsche Briefe von Ihrer Reise, das wird Ihnen Zerstreuung, mir Freude geben.“

„Sie sind ein göttliches Geschöpf! sagte Gotthard gerührt. Meine elenden Briefe wollten Sie lesen?“

„Lesen und beantworten mit tausend Freuden!“

„So dringend wünschen Sie mich zu entfernen?“ fragte er mißtrauisch.

Sie sah ihn kalt an, zuckte die Achseln und griff zu einem Buch. Gotthard sprang auf, nahm ihr mit bittendem Blick sanft das Buch und sagte:

„Ich kann ja nicht reisen! ich muß Sie schützen gegen die Tyrannei von Fräulein Dorothee unter deren Vormundschaft Sie vollständig gerathen.“

„Warum soll ich sie nicht schalten und walten lassen, sprach Cornelie erröthend; sie richtet Alles so gut und verständig ein.“

„Aber despotisch! sie gehört zu den Frauenzimmern, die sich wonnevoll mit Leib und Leben opfern, wenn sie dafür nur das unbeschränkte Regiment im Hause haben und in jedem Moment das Bewußtsein ihrer Unentbehrlichkeit genießen. Sie aber, Gräfin, sind ganz dazu geschaffen diesen Despotismus zu leiden, denn Sie gönnen Jedem sein Plätzchen wo

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)