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Liebe hinter dieser rauhen Form verstecke, und rieth ihm mit einem Arzt zu sprechen. Das nahm er grenzenlos übel.

„Also dermaßen bin ich unleidlich, sprach er gereizt, daß Sie diese Unleidlichkeit gar nicht mehr einem gefunden Zustand beimessen können und mich zum Arzt schicken? Also unzurechnungsfähig durch Krankheit erscheine ich Ihnen bereits?“

„Was soll ich Ihnen darauf antworten! sprach sie sanft. Ich bemerke ja nur daß Sie leiden.“

„Nun Gott sei Dank wenn Sie wenigstens das bemerken! rief er mit einem tiefen Seufzer; – dann werden Sie Nachsicht und Mitleid mit mir haben, deren ich so sehr bedarf, und die ich so ungern bei Ihnen in Anspruch nehme – weil ich nichts mehr wünschte als Ihnen ein lieber Umgang zu sein.“

„Mit der Hypochondrie ist's nicht anders! sagte sie. Man ist sich selbst zur Last und wähnt Andern lästig zu sein.“

„Man fühlt es .… und das ist zum Verzweifeln!“

„Ob Ihnen die hiesige Luft zuträglich ist?“ fragte sie nachdenkend und ganz unbefangen.

„Ah, Sie schicken mich fort! brach er aus; Sie wollen mich nicht mehr um Sich haben! ich bin Ihnen unbequem, zur Last, langweilig, nicht wahr?

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)