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erinnerte sich sogleich lebhaft der bezeichneten Dame, groß, schlank, vornehme Haltung, ein kleines Kind – Alles paßte. Sie lebte hier, in einer Campagne eine Stunde von der Stadt auf dem Wege nach Rapperswyl, und ihr Mann sei später ihr nachgekommen. Ihr Mann! Gotthard war wie vom Blitz getroffen. Aber er nahm sich zusammen; was wußte der dumme Lohndiener! es konnte ja ihr Vater sein. Er fuhr hinaus, und befand sich in der bezeichneten Campagne einer schönen schlanken Engländerin gegenüber. Er hatte seit drei Wochen zu viel Ergebnisse ähnlicher Art gehabt um nicht ziemlich gelassen bei dieser Täuschung zu bleiben. Aber im Gasthof näherte sich ihm ein andrer Lohndiener und sagte: er könne ihn zu der Frau Gräfin Sambach führen, denn sie wohne bei seiner alten Muhme, und mit der habe er noch heute früh den kleinen Tristan im Garten gesehen. Tristan! ja, das war sie! – –

Athemlos stand er vor ihrem Hause und schickte den Diener zurück, welcher auf zwei hell erleuchtete Fenster des ersten Stockes deutend sagte: „Das ist ihr Wohnzimmer.“ Gotthard flog die Treppe hinan. Oben lehnte er sich einen Augenblick an die Wand – so zitterte er. Da hörte er fröhliche Stimmen in dem bezeichneten Zimmer. Hastig und besinnungslos riß er die Thür auf – und

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/128&oldid=- (Version vom 31.7.2018)