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Todtenstille herrschte im Schloßhof. Die Diener traten befremdet an seinen Wagen.

„Ist der Graf abwesend?“ fragte Gotthard aussteigend.

„Er ist seit Mitte Octobers in Dresden wo er den Winter zubringen will,“ lautete die Antwort.

„Ist er recht wol? und die Gräfin auch?“ fragte er weiter und entsetzte sich über die verstummenden traurigen Gesichter. „Die Gräfin ist doch nicht todt!“ rief er hastig um aus der Ungewißheit zu kommen.

„Nicht todt, aber lange, lange schon fort,“ sagte der Haushofmeister niedergeschlagen, indem er Gotthard die Treppe hinauf führte.

Gotthard blieb stehen. „Die Gräfin ist fort! rief er; der Graf in Dresden! mein Gott, was ist hier denn vorgegangen?“

„Wir wissen es nicht! sagte der alte Mann traurig. Altdorf ist verödet, nur im Sommer bringt der Graf ein Paar Monat hier zu; es gefällt ihm auch nicht mehr, wie es scheint. Wir kommen uns Alle wie verwaist vor seitdem die Gräfin fort ist .… im September waren es zwei Jahr.“

„Wo ist die Gräfin?“ fragte Gotthard mit zitternder Stimme, und ging die Treppe wieder hinab.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)