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im Zimmer sitzen ist mir eine wahre Plage. Immer lesen und nähen greift die Augen so an. Als ich mich bei meiner guten seligen Mutter recht tummeln, schaffen, besorgen mußte – das war meine glücklichste Lebenszeit. Jezt, gnädige Gräfin, werden Sie erst gewahr werden, wozu eigentlich die Dorothee taugt.“

Cornelie schlug ihr großes thränenvolles Auge zum Himmel auf und sagte:

„Es giebt noch Treue auf der Welt! – Gut! liebe Dorothee. Sie sollen bei mir bleiben bis Sie Selbst fühlen werden, daß Sie Sich zu Schweres aufgebürdet haben.“

Aber Dorothee fand nichts zu schwer! – In Zürich nahm Cornelie eine ganz kleine, freundliche Wohnung mit einer schönen Aussicht auf den See und auf das Ufer von Rapperswyl. Der Wittwe eines Handwerkers gehörte das Häuschen und der kleine Garten daneben, und sie hielt Beides mit jener glänzenden Sauberkeit, welche in der Schweiz das segenvolle Erbtheil des Volkes ist. Ihr war die stille Familie höchst willkommen als Mitbewohner des netten engen Hauses, und willig ging sie mit Rath und That Cornelien bei ihrer höchst einfachen Einrichtung zur Hand, so daß sich diese noch bevor der Winter kam ganz heimisch und behaglich

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)