den unerhörtesten Mißbrauch frevelhafter Willkür, der mich unter das Panier meines Rechtes, das ich von der Natur empfangen habe, zurückschleudert, mich – die ich für alle Ewigkeit still und friedlich unter der Aegide der Liebe zu wandeln wähnte, und nie! nie! etwas Anderes begehrte. Aber der rechtmäßige Widerstand beginnt da, – wo in einer liebenden und durchbildeten Seele das Bewußtsein der Entwürdigung beginnt, wo sie sich eingestehen muß: weichst du noch einen Schritt nachgebend zurück, so liegst du im Abgrund und wirst mit Füßen getreten. Wo dieser Grenzpunkt ist – kann weder Durchschnittsbildung, noch Durchschnittsgesetz, noch Durchschnittsitte bestimmen, denn diese sind sämtlich für die Allgemeinheit berechnet und eingerichtet, und die wird nicht bis zu jenem Grenzpunkt hingedrängt; die – verzeihe mir den gemeinen Ausdruck! – die wehrt sich ihrer Haut und kämpft mit gleichen Waffen. Nur Einzelnen, ich will es hoffen! widerfährt das Aeußerste, und da keine Regel ihrer gedacht hat, so können auch sie keiner Regel gedenken. Sie haben nur ein Forum – ihr Gewissen, und müssen mit dessen Zustimmung ihr eigenes Panier erheben und durch die blutige Schlacht des Lebens tragen. Das thue ich mit unüberwindlicher Entschiedenheit. Nicht aus
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/112&oldid=- (Version vom 17.4.2019)