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die ewig erkräftigenden Lüfte des Himmels wehen. – Wie ich zu dieser Erkenntniß gekommen? wirst Du fragen. Das weiß ich nicht. Es hat sich mir offenbart bei jeder Forschung des Gedankens, in jeder Frage des Herzens, durch jede Bestrebung des Geistes; es war mein Bewußtsein das in mir schlief und allmälig aufwachte als ich anfing zu leben, zu lieben, zu leiden. Weil ich nun erkannt hatte, daß keine Menschen, keine Verhältnisse, keine Um-und Zustände mir jene innere Befriedigung geben konnten, so beschloß ich sie von mir selbst zu fodern und aus mir heraus zu arbeiten. Bei dieser Arbeit, die ich in Lust und Leid und Schmerz und Jubel und Verzagtheit und Triumph fortsetzte, entwickelte sich in mir die Ueberzeugung, daß sie Unsinn wäre, wenn das Individuum nicht ein heiliges Recht hätte an einer selbständigen Entwickelung, und ich vertraute diesem Recht, das mir aus allen Anordnungen der Natur entgegen trat. Damit dies Recht nicht gemißbraucht werde und in Willkür ausarte, wie Du es fürchtest, wird es durch die Pflicht in Schranken gehalten, und Pflicht nenne ich das Recht eines Andern in Beziehung auf mich, welches als Wechselwirkung, bald in engen bald in weiten Kreisen, durch die ganze Menschheit geht. Aber noch immer genügt das

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)