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„Hilf Himmel, hat er denn plötzlich eine Tochter? davon wußten wir ja gar nichts.“

„Niemand wußte davon! in seinen alten Tagen hat ihn eine Schwäche angewandelt, Gott weiß für welch Frauenzimmer. Dies Kind ist jetzt dreizehn Jahr alt und wird als seine Mündel in der Pension Gnadenfrei erzogen. Wenn sie siebzehn alt ist soll ich sie heirathen; wenn ich nicht will oder nicht kann bekommt sie das Vermögen. Ich aber habe einstweilen während vier Jahre die Renten desselben, – die Erziehungskosten der Kleinen abgerechnet, – über 5000 Thaler.“

„Und wirst Du denn die Kleine heirathen?“

„Ich denke ja!“

„Wer weiß wie sie ist, Leonor! gräulich garstig .… dumm oder krumm! .… Es kommt mir so listig vor, daß er Dich gleichsam kirren will und Dir die Renten seines Vermögens auf vier Jahre giebt. Hast Du sie so lange gehabt, dann – meint der Geizhals – würdest Du sie nicht mehr entbehren können und seine Tochter frischweg heirathen, mit der es gewiß einen bedenklichen Umstand giebt.“

„Allerdings, Dorel! sie ist ein unehliches Kind, und der Alte mag wol gefürchtet haben dies könne hier oder da ein Anstoß sein.“

„Mir würd' es ein solcher sein, Leonor.“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/066&oldid=- (Version vom 31.7.2018)