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weiß ob ich sie je wieder sehe! sprach er zu sich selbst mit tiefem Schmerz. Die Frauen sterben – weil sie nicht unsterblich sind – spricht Sambach! ich muß diesen Moment abwarten. – Cornelie erwartete ihn täglich mit eiserner Gelassenheit. Sie wußte welche Marter ihr bevorstand und daß sie leiden würde ohne Lohn – ohne die Freudenthränen des Geliebten. Vielleicht sterbe ich! dachte sie; aber sie glaubte es nicht: das Glück wäre allzu groß gewesen. Sie wünschte sehnlichst noch in dem alten Jahr niederzukommen: es sollte ihr eine gute Vorbedeutung, eine Verheißung von Ruhe und Frieden für die Zukunft sein; – und ihr Wunsch schien sich zu erfüllen, aber die Geburt des Kindes zog sich vom Sylvestertage in den Neujahrstag hinein. Als Cornelie die Mitternacht schlagen hörte, sprach sie leise: Welch ein Jahr! in Aengsten begonnen, in Qualen vollendet, und dazwischen ein Paar Tage von Glück das auf frevelnder Täuschung beruhte! wie Gott will .… denn „die Liebe ist sein Panier über mir!“ –

Es war am Neujahrstag gegen Abend. Cornelie wurde so schwach daß die Aerzte unruhig wurden.

„Wenn sie es nur aushält!“ sprach der Eine bedenklich zu Eustach.

„Steht es so?“ rief dieser erschreckt.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/063&oldid=- (Version vom 31.7.2018)