Wolergehens ist nicht das Fundament, welches würdig den Bau eines Lebens tragen könnte.“
„Theurer Freund, sagte Eustach, es ist das Einzige welches mit uns aushält! alle anderen müssen wir immer von Neuem legen, was unendlich viel Zeit und die besten Kräfte raubt. In der Jugend bewegt uns schwärmerische Menschenliebe; im Mannesalter der Stolz der Ueberzeugung, die Lockung des Ruhmes; endlich, als Greis, sucht man doch das Wolergehen, als das höchste Gut. Da man, aller andern Experimente zum Trotz, dennoch damit endet, so finde ich es besser und vernünftiger gleich damit anzufangen. Man erspart sich ein Heer von Mißgriffen, Schwankungen, Qualen, beängstigenden Zuständen“ .… –
„Und wälzt sie auf Anderer Schultern! unterbrach ihn Gotthard lachend. Ja, das ist gewiß, Ihr Lebenssystem hat Manches für sich, und wenn es nicht das Meine ist, so rührt das vermuthlich von einer gewissen weibischen Weichherzigkeit her, die ungerührt kein fremdes Leid sehen kann, und der ich mich Ihnen gegenüber von Herzen schäme.“
„Glauben Sie denn, rief Sambach ereifert, daß ich gleichgültig gegen fremdes Leid bin! ich kann's nicht sehen! .… ich kann's nicht aushalten! .… es macht mich trostlos .… es verfolgt mich .… ich muß
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/056&oldid=- (Version vom 31.7.2018)