unsinnigen Gerüchte vernommen, welche sich über Sie verbreitet haben. Sie sollen daher rühren, daß Sie vor sechs Wochen so plötzlich Altdorf verließen. Vielleicht bin ich damals zu hastig gegen Sie gewesen .… ich bitte Sie herzlich um Verzeihung, und ich hoffe, wenn Sie zu mir zurückkehren, werden die albernen Klatschereien von selbst aufhören. Ich habe jezt eigentlich keine Stelle für Sie, aber es ist mir angenehm eine treue Seele in meiner nächsten Umgebung zu wissen, und deshalb werden Sie Sich auch gewiß dazu entschließen.“
Dorothee bedeckte Corneliens Hände mit heißen Thränen und rief ein Mal über das andre:
„O gnädige Gräfin, wie glücklich machen Sie mich! wie soll ich Ihnen danken! wie wird mein Bruder sich freuen.“
„Nehmen Sie Hut und Tuch und fahren Sie sogleich mit mir hinaus, sagte Cornelie. Heute Nachmittag lasse ich Ihre Sachen holen.“
Und Dorothee, wie sie ging und stand, mit dem groben Strohhut und dem schottischen Tuch, stieg zur Gräfin in die kleine Kalesche die nur zwei Plätze hatte. Es war zwölf Uhr Mitags. Sämtliche Straßenjugend des abgelegenen Gäßchens umstand gaffend den Wagen und starrte mit ofnen Augen und Mäulern dessen Herrlichkeiten an. Sämtliche
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/046&oldid=- (Version vom 31.7.2018)