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Engel. O denke jezt nicht an mich – nur an Dich, an Deine Gesundheit, an die überraschende Freude, die Du mir bereitest, an das unsägliche Glück welches uns die Zukunft aufbewahrt! Ich kann Dir nicht ausdrücken wie sehr Du mich beglückst – darf es kaum wagen, weil ich jezt in Deinen Augen dieses Glücks nicht werth bin, aber Cornelie, ich bin doch beseligt.“

Stumm stand sie da an eine Console gelehnt und sah ihn mit unerhörter Traurigkeit an. Vor zwölf Stunden würde auch sie beseligt gewesen sein! vor zwölf Stunden würden seine zärtlichen Worte, sein frohes Lächeln, sein stralender Blick sie wie in ein Freudenmeer getaucht, sie wie mit einer Ehrenkrone geschmückt haben! vor zwölf Stunden würde sie sich in seine Arme geworfen und gejauchzt haben: das ist mein Stolz, meine Wonne, mein Jubel, mein Entzücken, daß Du der Vater meines Kindes bist, denn das Kind lieb ich aus Instinkt, aber Dich aus der Fülle und der Kraft der ganzen Wesenheit! – Nun stand sie da und sah ihn an. Er war es! seine Geberden, seine Stimme, seine Züge, sein Ausdruck, der eigenthümliche Zauber seiner Persönlichkeit – nichts fehlte! nichts war verändert! Nur ihr Glaube an ihn war todt, und somit das

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)