Schmach? Entehrung? Du weißt nicht was Du sagst! Dergleichen kann zwischen uns nicht statt finden“ .… –
„Und warum nicht zwischen uns? Kann der Gatte tödtlich beleidigt werden, so kann der Gattin ein Gleiches widerfahren. Weil dem Weibe kein äußeres Mittel zu Gebot steht um sich Genugthuung zu verschaffen, so empfindet es doppelt den Verrath. Ja ja! er muß weit getrieben sein um mich zu veranlassen jene Ausdrücke zu brauchen, die Dir so sehr mißfallen, weil sie so sehr wahr sind.“
„Du bist in diesem Augenblick und in diesem Zustand nicht zurechnungsfähig, sagte Eustach, darum bleibe ich dabei, es ist ein großes Glück das Du mir verkündigt hast, wenn nicht für Dich, doch für mich – denn um des Kindes Willen wirst Du dem Vater verzeihen.“
Thränen stürzten aus Corneliens Augen, die ersten die sie in Eustachs Gegenwart weinte. Endlich bricht der Starrsinn! dachte er heimlich. Sie trocknete die Thränen und sagte sanft:
„Ja, für Dich ist es ein Glück! Dir fehlt ein Sohn, ein Erbe Deines Namens und Deines Vermögens: Du wirst einen Sohn haben. Für mich, o Gott! Sind es noch nicht zwölf Stunden daß ich einem Glück entgegen sah, wie ich es jezt nicht
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)