beängstigte Bitte an ihren Bruder nichts von dieser Abscheulichkeit zu glauben.
Gott! ächzte Cornelie, er ist nicht wahnsinnig, aber ich .… ich muß es werden. O mein Herrgott, laß es mich werden! .…besser ewige Geistesnacht, als das höllische Licht. – Und wieder las sie die Briefe, bedachtsam, prüfend, das Gewicht und die Bedeutung jedes Wortes erwägend, mit ihren eigenen Erinnerungen sie vergleichend, die plötzlich in voller Klarheit vor ihr auftauchten, und durch ihre eigenen Beobachtungen das ganze Gewebe von Lug und Trug und von infernalischer Maskerade entschleiernd. Es ist wahr, sagte sie, er ist ein niederträchtiger Lügner! – Dann schrie sie hell auf: Eustach! Eustach! o mein geliebter Eustach, vertheidige dich, sag' ein Wort .…lüg' ein Wort wenn's nicht anders geht .…aber sag' daß du mich nicht betrogen hast! dir will ich glauben .…
dir glaub' ich .…ich bin vernichtet, ich bin entwürdigt wenn ich dir nicht mehr glauben kann .… und ich kann nicht .… ich kann nicht mehr!
Sie war noch immer im Garten. Bald ging sie hin und her, bald taumelte sie auf eine Bank und saß unbeweglich, gedankenlos und starr da, bald fuhr sie aus dieser Stupidität des lähmenden Seelenschmerzes auf um in herzzerschneidende Klage, in
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/033&oldid=- (Version vom 31.7.2018)