gewesen, hätte ich Ihnen dafür bei meiner Rückkehr in die Heimat den Ausdruck meines Dankes zu Füßen legen können. Jetzt verstummt es vor der tiefen Kränkung, vor der tödtlichen Beleidigung die meiner Schwester in Ihrem Hause widerfahren ist, gnädigste Gräfin. Meine Schwester ist ein armes Mädchen, darum ist ihr guter Name ihr doppelt werth. Meine Schwester ist aber auch ein edles Mädchen, das sich keinen Vorwurf zu machen hat – höchstens den: zu großen Zartgefühls; zu groß – denn um Andre zu schonen hat sie der Verleumdungssucht Waffen wider sich gegeben. Sie ging – um nicht Zeuge der unermeßlichen Unwürdigkeiten zu sein, die um Sie, gnädigste Gräfin, vorgehen und für die man sie erkaufen wollte. Sie ging schweigend und stumm, um Sie, gnädigste Gräfin, durch keine Sylbe zu verletzen oder zu beunruhigen. Dies einfach edle Benehmen, so ganz einer reinen Seele würdig, hat sie in den Ruf gebracht von Ihnen, gnädigste Gräfin, auf eine entehrende Weise entlassen worden zu sein. Es werden und müssen Ihnen Mittel zu Gebot stehen um meiner Schwester die Genugthuung widerfahren zu lassen, die Sie, gnädigste Gräfin, ihr noch verschaffen können: Rechtfertigung ihres guten Namens – und ich setze
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)