gend annimmt; und so erfuhr die arme Dorothee endlich: Niemand wolle sich mit ihr einlassen seitdem man in Erfahrung gebracht, daß sie Graf Sambachs Mätresse gewesen sei. – –
Es war ein sonniger, seliger Maitag so wie die strenge Bergnatur ihn selten spendet. Es war sonniger und seliger noch in Corneliens Herzen. Sie lief in den Garten. Die knospenden Bäume, das junge Gras, die keimenden Blumen, die duftigen Fernen _ Alles sah sie so glücksverheißend, so hofnungsfreudig an. Ein Jauchzen, ein Weinen klang durch ihre Seele; sie stand wieder auf einem der ewigen Höhepunkte des Daseins. Wer da steht, der zittere: auf den Höhen schlagen die Blitze ein. Cornelie zitterte nicht.
Ein Diener brachte ihr ein ganzes Pack Zeitungen und Briefe. Sie ließ sie durch die Finger gleiten: Für Eustach - für Eustach! sieh da, einer für mich .… und von wem? – Sie erbrach ihn hastig, las mit einigem Erstaunen zuerst die Unterschrift, und dann folgende Worte:
„Gnädigste Gräfin, vor drei Tagen kehrte ich aus Paris zurück. Ihre Huld hatte mir dort Wege geebnet, welche ich ohne sie schwerlich betreten haben dürfte. Es wäre mir ein Glück und eine Ehre
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/030&oldid=- (Version vom 17.4.2019)