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„Ja ja! erwiderte Gotthard, Sie haben gut reden, gnädige Frau! Ihrem Geschlecht fehlt die Liebe nie! Sie sind dazu geboren um geliebt zu werden, Sie wissen nicht was es heißt lieben ohne Gegenliebe; Ihr Geschäft, Ihre Bestimmung ist Liebe. Aber wir sind nun einmal keine reizende Erscheinungen, keine bezaubernde Gebilde, und deshalb müssen wir es mit den Gefühlen halten, welche ohne Reiz und Zauber bestehen können, und welche der Freundschaft angehören.“

„Mir däucht, sagte Aurora, daß Ihr Klagelied mehr von uns als von den Männern angestimmt werden sollte; denn Sie Selbst sagen wir wären liebenswürdig, liebesfähig und liebebedürftig, und die Männer wären das Alles nicht: was also sollen wir anfangen mit unsrer Liebe?“

„Darum schlag' ich eben die Freundschaft vor,“ entgegnete Gotthard

„Und ich nehme sie auch an! rief Cornelie. Die Freundschaft ist gar ein holder, traulicher, tröstlicher Stern, der sein liebes Licht spendet und uns viel Gutes thut. Aber die Liebe .… ist das Pleroma: die Herrlichkeit Gottes offenbart sich in ihr.“

„Sie sind ein räthselhaftes Wesen, sagte Gotthard nachdenklich; Sie begehren keine Ideale zu finden und haben doch für hohe Dinge immer das

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)