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zu schütteln. Kurz, es überfiel ihn wieder eine unermeßliche Traurigkeit! er sah sie zum letzten Mal; ihre Stimme, ihr Blick, die wie aus einer andern Welt ihn berührten, verschwanden wie südliche Gestirne vom Horizont Desjenigen, der ins Eismeer hinein schiffen mußte, stumm und melancholisch stand er in der Gegenwart vor ihr; stummer noch war ihm die Zukunft, in welcher er kein Echo wach zu rufen hoffen konnte. Mit einer Bewegung ungeheuchelten Seelenschmerzes legte er die Hand an die Stirn und sagte kein Wort der Erwiderung. Cornelie, die keine Ahnung von seinen Antecedenzien hatte, ward ihrerseits verlegen, weil sie fürchtete durch die Erwähnung von Auswanderern und von Amerika trübe Erinnerungen geweckt zu haben. Sie brach kurz ab und sagte scherzend:

„Ich habe meiner Cousine viel Liebenswürdiges von Ihnen geschrieben, Herr Doktor, jezt muß ich Sie bitten meiner Empfehlung Ehre zu machen und mir, wenn Sie nach Schlesien heimkehren, eine Antwort auf diesen Brief mitzubringen, die gutes Zeugniß für Sie ablegt.“

Sie scherzte und ihm drohte das Herz zu brechen! Sie reichte ihm den Brief. Er stand auf und nahm ihn; aber mit ihm zugleich ihre Hand - und als er diese hielt warf er sich zu Corneliens Füßen

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/208&oldid=- (Version vom 31.7.2018)