Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn).djvu/195

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Mal unterbrochene Denk- und Redeweise hin eine Liebe in ihm zu erwecken, die man unsinnig oder schwärmerisch - je nachdem man gestimmt ist - nennen konnte, denn sie war, wenn je eine! ohne Hofnung, ohne Aussicht und ohne Erwiderung.

Fürst Gotthards Ankunft und sein stetes Zusammensein mit Cornelien marterte ihn. Da er gar nichts über ihre häuslichen Verhältnisse wußte, so nahm er mit der Selbstquälerei der Eifersucht an, daß Cornelie nicht glücklich mit ihrem Gemal lebe und daß der Fürst eine große, wenn nicht getheilte, doch geduldete Leidenschaft für sie hege. Folgte Gotthard ihr nicht wie ihr Schatten? bei Tisch, am Brunnen, auf der Promenade, bei Landpartien - überall wo sie erschien war er ihr Begleiter. Vergaß sie im Gespräch mit Andern die Zeit, so erinnerte er sie, daß sie noch zwei Becher trinken müsse. Machte sie beim Spaziergang Miene ihren Shawl abzunehmen, so nahm er ihn stillschweigend und trug ihn bis es kühl wurde: dann hing er ihn ihr ohne Umstände wieder um. Aber hingerissen wie ein Liebender, der denn doch trotz aller Vorsicht und Selbstbeherrschung nicht immer Blick und Wort und Ausdruck in der streng conventionellen Form zu halten im Stande ist - war er nie. Er benahm sich mit vertraulichem Ernst, etwa wie ein älterer aufmerksamer

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/195&oldid=- (Version vom 31.7.2018)