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„Cornelie! eine Liebe, die von solcher Poesie umgeben ist, verdient Nachsicht. Solche Liebesbriefe sind vielleicht einzig in der Welt!“

Cornelie fühlte sich ungemein beruhigt durch diesen Anblick. Liebesbriefe von so kunstvoller Kalligraphie, sämtlich mit vorsichtig geschnittener Feder geschrieben, sämtlich ohne Spuren einer zitternden Hand, einer herzpochenden Aufregung, einer Thräne, einer schmerzlichen Hast, sämtlich wie es schien nach einem Brouillon copirt, - erschienen ihr ganz wunderbar ungefährlich; und dieser Eindruck verstärkte sich bedeutend, als Aurora sie ihr vom ersten bis zum letzten gewissenhaft vorlas.

„Nun, was sagst Du? sprach Aurora zum Schluß; ist das nicht eine ächte Taffo's Liebe - „che molto brama, ma poco spera e nulla chiede?“

Cornelie faßte sich ein Herz und sagte fast verlegen:

„Über den Werth solcher Gedichte giebt es kein kritisches Urtheil, liebe Aurore, und was die Empfindung betrift, so gesteh' ich Dir ehrlich, daß ich sie aus diesen gesuchten Bildern, geschraubten Ausdrücken und mühseligen Versmaßen nicht herausfinden kann. Am erfreulichsten ist mir die Wahrnehmung, daß Du diesem modernen Petrarc gegenüber eine wahre Laura an Zurückhaltung und Stolz geblieben bist.“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/165&oldid=- (Version vom 22.6.2019)