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zu arbeiten und mir das Leben schwerer zu machen.“

„Liebe Aurora, sagte Cornelie sanft den Kopf schüttelnd, das Leben ist schwer, eben weil es ein Leben - ein Ringen, Entfalten, Verbrauchen der Kräfte ist, und man thut nicht recht daran,wenn man einem Andern vorwirft es schwer zu machen.“

„Das ist ja eben meine Qual, entgegnete Aurore mit tiefem Seufzer. Ich weiß, daß es Unrecht ist und muß doch der Pein fast erliegen, die darin besteht, daß unsre Eigenthümlichkeit sich schnurstracks zuwiderläuft. Die unbegreifliche Selbsttäuschung der ersten Jugend hat uns darüber verblendet; jezt erkennen wir es - zu spät. Ich fühle mich in einem Grad elend für den ich keine Worte habe.

Und sie ging in ihre alten, Cornelien wolbekannten Klagen über, die jezt ein neues Element erhalten hatten: eine Neigung für den unseligen Verfasser von „Hermann dem Cherusker.“

Dieser Ausbruch des Vertrauens, der gleich in der ersten traulichen Unterhaltung erfolgte, gab Cornelien die unbestimmte Hofnung, daß die Leidenschaft noch nicht feste Wurzel gefaßt haben mögte. Was recht tief liegt und seiner Natur nach immer halb verschleiert ist, enthüllt sich selten bei der ersten

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)