sagte: Leichte Hände sind angenehm zur Bedienung und geschickte zur Arbeit, aber Umsicht, Ergebenheit, pünktliche Sorgfalt, Treue und Verschwiegenheit sind mir lieber, und finde ich sie, so habe ich gern Nachsicht wenns im Uebrigen fehlt. Das klingt nicht nach Launen und Grillen.“
„Verschwiegenheit empfahl sie Dir!“ fuhr Leonor auf.
„Ja natürlich! sie will nicht daß über Alles geplaudert werde, was im Schloß passirt und was zwischen den Herrschaften selbst vorfällt.“
„Sagte sie das ausdrücklich?“
„Nein! aber ich kann mir vorstellen daß sie es gemeint hat, und da ist sie bei mir auch gerade an die Rechte gekommen.“
„Nun wer weiß Dorel, was Du für Entsetzlichkeiten wirst verschweigen müssen! Armes Kind! es ist sündlich daß ich es zugebe.“
„Nein, Leonor, es ist nur sündlich daß Du immer wieder von vorn anfängst und mich abängstigst anstatt mich zu ermuthigen.“
Er sah sein Unrecht ein, doch immer überwältigte ihn unbezwinglicher Groll gegen die Nothwendigkeit. Er war recht zufrieden als am nächsten Morgen dringende Botschaft Dorothee nach Altdorf beschied, so daß er einige Stunden nach ihrer
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/156&oldid=- (Version vom 31.7.2018)