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„Sieh! wenn ich bei einer solchen Dame einen Dienst bekommen könnte, so würde ich recht froh sein. Meine Augen ertragen es nun einmal nicht, daß ich mir durch Handarbeiten mein Brot verdiene - also gräme Dich nicht und laß mich immerhin Kammerjungfer werden.“

Der junge Mann preßte beide Hände leidenschaftlich vor die Stirn und rief:

„Meine arme, arme Dorel! ich kann's nicht aushalten, es zerschneidet mir das Herz! Du, zwischen Dienstboten! Du, in einer Klasse mit Kutschern und Lackaien! Du, zwischen den Launen des Toilettezimmers und der Rohheit der Gesindestube! Dorel, siehst Du denn nicht das mir dies das Herz bricht?“

„Ich sehe es wol, lieber Leonor, entgegnete Dorothee sanft; aber mir scheint Du hast Unrecht. Da ich nun einmal keinen andern Platz als den einer Dienerin ausfüllen kann, weshalb sollte ich nicht antreten?“

„Gesellschafterin könntest Du werden, Erzieherin, Gehülfin in einer großen Hauswirthschaft, was weiß ich! kurz eine Menge andrer Plätze finden .…“ -

„Nein, liebe Leonor, unterbrach Dorothee ihn gelassen, Du täuschest Dich über mich: das Alles könnt' ich nicht, denn zu Allem fehlen mir Bildung, Kenntnisse, Erfahrung. Ich bin ein ganz gewöhnliches

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/145&oldid=- (Version vom 31.7.2018)