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„Verbannt - krank - arm - einsam - sehr elend - so bin ich jezt hier in Glatz, und weiß nicht ob Sie Sich noch erinnern wollen an Antoinette Orzelska.“

„Ein Bettelbrief .… wie mir scheint, sagte Eustach kalt und bitter; das ist freilich die allerunbequemste Briefsorte.“

Cornelie sah ihn vorwurfsvoll an und sprach:

„Verbannt, elend und Polin, darin liegt ein dreifaches Recht an unsre Theilnahme.“

„Du spielst die Großmüthige,“ entgegnete er.

„Das sieht mir ähnlich,“ sagte sie mit einem prächtigen, von unbewußtem Stolz,vom Stolz der Seelenhoheit stralenden Blick.

„Aber was können wir für sie thun?“ rief er ungeduldig.

„Zuerst sie sehen, lieber Eustach! es ist fünf Uhr, fahre nach Glatz“ .… -

„Nichts da! unterbrach er sie heftig. Es ist sechs Uhr, stockfinster, neun Grad Kälte - vor halb acht kann ich nicht dort sein und vor Mitternacht nicht wieder zurück - denn auf ein Paar Stunden Comödienspiel muß man doch bei ihr gefaßt sein“ .… -

„Eustach! fiel ihm Cornelie ins Wort, wie kannst Du in diesem Ton von einer Frau sprechen für die Du Dich vor nicht gar langer Zeit interessirt hast.“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/139&oldid=- (Version vom 31.7.2018)