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Der starke Genius, welchem es obliegt die Entwickelung der Menschenseelen zu bewirken, und der immer schärfere Probirsteine und feinere Goldwagen zur Prüfung ihres Werthes in Bereitschaft hält, blickte mit einem traurigen Lächeln auf Cornelie herab und sprach:

„Im Glück wirst Du nicht matt nach Art der dürftigen Naturen; - wirst Du es im Schmerz nach Art der schwächlichen werden?“

Und er winkte mit der Hand zur Erde hernieder. Da flog der Engel des Glücks, der über Corneliens Haupt schwebte, zum Himmel auf, und der Engel der Schmerzen flog langsam hinab und nahm den verlassenen Platz ein.

Aber der starke Genius lächelte trauriger noch denn zuvor.

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Fast zu gleicher Zeit mit Cornelien hatte Aurore ein Wochenbett, aber schon das dritte, und so leicht und mühelos, daß sie nicht einmal die Satisfaktion hatte sich einbilden zu dürfen, sie setze dabei ihr Leben aufs Spiel.

„Meine arme Cornelie! wie gern hätte ich für Dich gelitten!“ sagte sie seufzend als sie Sambachs Brief las.

„Ach Miezchen, laß doch solche Redensarten!

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)