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legt sich auf die andre Seite, und entschlummert zu einem neuen Fiebertraum.

Auf Altdorf gab es große Freude. Da wurde ein Sohn geboren, das erste Kind aus einer fünfjährigen Ehe. Cornelie rang mit dem Tode. Die Aerzte, die doch an den Anblick mancher Qual gewöhnt sind, waren blaß vor Mitleid. In einem ruhigen Moment ließ sie ihren Mann zu sich kommen.

„Lieber Eustach! sagte sie, versuchte zu lächeln und küßte seine Hand; - es geht mir jezt übel, aber das thut nichts! Es ist für Dich und für Dein Kind .… und das Kind wird leben - sagt man; also gräme Dich nicht. Ich bin glückselig, Eustach! .… das wollt' ich Dir sagen und Dir danken, daß Du mich geliebt hast .… und nun geh! geh! - Auf bald Wiedersehen!“ - setzte sie mit himmlisch freundlichem Lächeln hinzu, als er zögerte und in banger Besorgniß doch keine Worte fand. Er entfernte sich aus dem Schlafzimmer und ging in Corneliens Toilettenkabinet um in der Nähe zu sein. Da lag auf der weißen Chaise longue der Hausarzt, erschöpft von vierundzwanzigstündiger Aufmerksamkeit. Glas und Weinflasche standen auf Corneliens zierlicher Toilette, denn er durfte nicht schlafen und sollte doch kräftig bleiben. Der drückenden Hitze wegen war das Fenster geöfnet und die schwüle

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)