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fähig war, überraschte und erfreute sie, und sie stimmte mit ein in Eustachs Enthusiasmus.

Fürst Gotthard Callenberg suchte Madame Orzelska in Landeck auf; er kam aus Gräfenberg, das noch keine vogue hatte, aber von Einzelnen besucht wurde; er hatte einen Bruder dahin begleitet. „Nun, was treibt man hier?“ fragte er sie.

„Man langweilt sich mit allem Aufwand von Amüsement, den man zusammenbringen kann.“

„Genau wie überall!“

„Ach leider ja!“

Sie fuhr am Nachmittag mit ihm nach Altdorf. Eustach hätte fast Lust gehabt eifersüchtig zu sein; doch er besann sich, daß Rivalität zur Siegesfreude gehöre. Übrigens ließ sich Madame Orzelska seine Huldigungen nur grade gefallen und oftmals sogar mit leicht ablehnendem Spott; sie war ihrer Herrschaft zu gewiß um ein Zeichen der Ermunterung zu geben.

„Mir scheint denn doch daß Sie Sich hier in recht lustiger Weise langweilen,“ sagte Fürst Gotthard Abends zu Antoinette.

„Grämlich zu sein ist mauvais genre, den man nur kleinen Pensionärinnen verzeiht, wenn sie auf ihrem ersten Ball nicht genug Tänzer finden. Über das bin ich sehr gern in Altdorf; ich habe die Frau lieb.“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/069&oldid=- (Version vom 31.7.2018)