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folglich bestimmt diese Kraft ihre Richtung. Daß wir sie nicht gehörig entwickeln und anwenden .… ach, das glaube ich gern.“

„Die Kraft der Frau .… ist ihr Eigensinn.“

„Ich weiß wol, daß Du scherzest! sagte sie lieblich. Eigensinn ist: Verkehrtes wollen. Wer das Rechte will - gelassen, aufrichtig, unermüdlich, kannst Du den eigensinnig nennen?“

„Du bist es in der Rechthaberei.“

„Ich will nicht Recht haben, lieber Eustach, rief sie; ich will nur das Rechte wissen und thun ! und diese Sehnsucht verdanke ich Dir, Deinem Umgang, Deinem Gespräch, der Menge von Gedanken, welche Deine Erfahrungen in mir wecken. Es können ja nicht immer genau Deine Gedanken sein, denn ich stehe nicht auf Deinem Standpunkt zur Betrachtung der Dinge; allein die Anregung kommt mir von Dir, und sucht hauptsächlich das Verständniß Deines Wesens um ihm beizustimmen und wo möglich ganz in ihm aufzugehen.“

Cornelie wurde wunderschön wenn sie so sprach. Lichte Klarheit legte sich auf ihre Stirn, holdselige Weichheit auf ihre Lippen. Sollte sie vor Eustach auf die Knie - oder sollte sie in seine Arme sinken? - Dies Gemisch wiederstreitender und doch himmlischreiner Empfindung, dies Bedürfniß huldigender

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/053&oldid=- (Version vom 31.7.2018)