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.… oder warum gelingt es mir nicht ihn dazu zu erwecken! -

Sie nährte ihren Sohn, ein kräftiges, kerngesundes Kind, und widmete ihm Tag und Nacht die größte Sorgfalt. Als er ein Jahr alt war, befand sie sich wieder in gesegneten Umständen. Jung und frisch wie sie war ertrug sie ohne Überanstrengung die Beschwerden dieser verschiedenen Mutterpflichten. Ja sie waren ihr willkommen, weil sie fühlte, daß sie dadurch über ihre Gefühlsansprüche und Emotionsbedürfnisse halb betäubt, halb getäuscht wurde. Allein es blieb eine Lücke in ihren Empfindungen, über die sie sich nicht trösten konnte, und umringt von Allem, was das Herz wünschen kann, geschah es ihr zuweilen, daß sie in einem unbewachten Augenblick halblaut zu sich selbst sprach: wie das Leben doch langweilig ist.

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In Altdorf war der ganze Zuschnitt des Lebens in einem weniger bürgerlichen Styl gemacht. Auch mußte das schöne alterthümliche Schloß, der grandiose Garten, die ganze Berglandschaft rings umher mit ihren zahlreichen Dorfkirchlein und Wallfahrtskapellen einer lebhaften Phantasie und einem schönheitsliebenden Auge mehr Genuß geben, als Aurora in der haushälterischen Natur der märkischen Ebene

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)