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auch ein für allemal dastanden. Der Vetter kam häufig nach Burkahnen. Er hatte in Dorpat studiert und trug Anzüge, die der Schneider in der Kreisstadt fabrizierte. Mama und sämtliche Tanten waren sich einig, daß er ein kreuzbraver Mensch sei, und Papa erwähnte bisweilen, daß sein Gut und Burkahnen früher einmal in derselben Hand vereinigt gewesen seien und zusammen einen schönen Besitz gebildet hätten. Der Vetter war so deutsch gesinnt, wie man es nur dort ist, wo das Deutschtum sich wie eine einsame Insel aus der Mitte fremder Menschenfluten erhebt, und mit seinen heißesten Wünschen begleitete er die Provinzialvertreter, Baron Brüning und Baron Hahn, die in Petersburg für die Erhaltung der damals bereits angefeindeten baltischen Privilegien wirkten.

So recht inmitten der eigenen Sippe verliefen Dorothees Tage. Wen man überhaupt kannte, der war auch zugleich Verwandter oder doch lang angestammter Freund. Von harmloser Ungezwungenheit war dadurch das ganze Leben. Man fuhr von Gut zu Gut in großen Wagen, tanzte, ritt, improvisierte Scharaden. Oft kamen so viele Gäste, daß in einem Zimmer mehrere einquartiert werden mußten und den jüngeren Herren die Lager auf Streu bereitet wurden. Hochzeiten dauerten drei bis vier Tage mit großen Gelagen, und waren die Vorräte erschöpft, so wurde Sauerkohl gereicht, als Zeichen zum Aufbruch. Man genügte sich untereinander, hatte keinerlei Verlangen nach Fremden, empfand sich, wie man nun einmal war, als die eine exklusiv gute Gesellschaft.

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/83&oldid=- (Version vom 31.7.2018)