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Kampfe gefestigter und gesicherter hervorgehen und dadurch bewußter auch der großen deutschen Mission im langen Entwicklungsgange des gesamten Menschengeschlechts. Das allein würde im Sinn und Geist derer sein, die sich geopfert. Großmama glaubte ganz deutlich zu vernehmen, wie drei Stimmen es ihr zuflüsterten aus fernem, überirdischem Reich.

Während sie noch so sann, knirschte draußen der Kies, und aufschauend gewahrte sie den alten Pastor, der auf dem von Buchs umsäumten Wege zwischen den grauen Sandsteinfiguren geschritten kam. Auf ihren Stock mit dem weißen Porzellanmäuschen gestützt, trat sie aus dem Hause und ging ihm entgegen, und sie standen zusammen an des Gartens Brüstung. Er berichtete über die letzten Vorbereitungen für die Beisetzung, sprach von den Deputationen, die sich angesagt hatten, von den Fliegern des nächsten Flugplatzes, die das alte Schloß während der Feier umkreisen wollten. „Und unsere Orgelpfeifen werden auch noch dabei sein,“ sagte er. „Tags darauf kommen sie fort, um eingeschmolzen zu werden. Es ist doch schade um sie.“

Großmama aber glaubte bei den Worten noch einmal die Sonne eines fernen Tages zu sehen, wie sie damals in die Kirche geschienen und in ihrem Lichte drei kleine Knaben gestanden hatten. Ihre Orgelpfeifen hatte sie sie damals lachend genannt und gewähnt, die Stimmen dieser Kinder würden noch viele Jahre froh erschallen, nachdem ihre eigene längst für immer schwieg. Und statt dessen waren jene so plötzlich verklungen – wie ein abgerissenes Lied. – Aber, dachte sie wehmütig

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)