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Felde“, wie es auf so manchen Gedenktafeln der Schloßkirche hieß.

Am Tage, da er Urlaub antreten wollte, war seine Staffel gegen ein nahendes feindliches Geschwader aufgestiegen. Er selbst sollte gar nicht mehr dabei sein, aber im letzten Augenblick hatte er doch noch den Platz eines plötzlich erkrankten Kameraden eingenommen. Droben, während des Kampfes, war sein Motor schadhaft geworden, und hinter unsern Linien war er tödlich abgestürzt – ein Unbesiegter. So lasen es Millionen in den Zeitungen, die ihn nicht gekannt und doch geliebt hatten. So erfuhr es auch Großmama. Aber die Trauer aller war so groß, daß man beinah vergaß, an die dieser einen zu denken. Er gehörte ja auch allen, weil er für sie alle gestorben war.

Draußen im Felde war eine große Trauerfeier für ihn gehalten worden. Entfernte Vettern, die nun des alten Schlosses künftige Erben sein würden, waren dazu hinausgefahren. Sie würden ihn auch heimbringen. Von den dreien, die ausgezogen waren, sollte er allein zurückkehren, er allein in der Gruft unter der weißgoldenen Kirche ruhen. Die beiden Brüder lagen ja in Feindesland, auf Meeresgrund.

In ihrem Zimmer schrieb Großmama selbst die Todesanzeige dieses letzten Enkels, und sie erwähnte, darin wiederholend, noch einmal die Namen der beiden Brüder, die ihm vorangegangen waren. Dann legte sie die Feder nieder, als sei es unmöglich, nach diesen Worten je noch andere zu schreiben. Sie hob den Kopf, und durch die offene Gartentür blickte sie

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)