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und flog draußen an der Front. Beide schrieben überglücklich. Der ältere etwas gesetzter und mit einer gewissen angelernten Gemessenheit, aber voll grenzenlosen Vertrauens in die neue Waffe, die sicherlich den Krieg noch zu siegreichem Ende führen werde. Am strahlendsten war der jüngste; er hatte ein so starkes Empfinden für die Poesie vollendetster Technik, für das Herrscherbewußtsein, das die Bemeisterung mechanischer Schwierigkeiten verleiht; aus den ersten Beschreibungen seiner Flüge, die bei Großmama eintrafen, klang ein Jubeln, als sei er dort oben der Sonne wirklich nähergekommen und brächte etwas von ihrem Leuchten mit sich herab. Und Großmama empfand dankbar die große Bevorzugung, daß dieser Krieg, der Millionen aus all dem herausriß, was sie werden wollten, ihren beiden das größte Glück zu bringen schien, sich noch in diesem Erdendasein und voll bewußt zu dem entwickeln zu dürfen, wozu sie ihrem innersten Wesen nach bestimmt waren. Sie begriff auch die Intensität des Lebens, das die beiden in ihren zwei verschiedenen Elementen führten, daß es da Stunden gab, die in ihrer Spannung und äußersten Willensbetätigung ganze Jahre gewöhnlichen Daseins aufwogen, und sie erkannte, daß, so sehr all dieses Trachten und Anstrengen auch unmittelbar auf Zerstörung gerichtet war, ihm doch etwas von dem Höchsten, das der Mensch zu erreichen vermag, dem Schöpferischen, innewohnte. Denn Heldengedichte lebten ja diese beinah noch knabenhaften Männer, von wunderbarerer Abenteuerlichkeit und schauerlicherer Großartigkeit als sie Iliade oder Nibelungenlied

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)