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noch leeren dunklen Straßen hallte der Hufschlag nahender Pferde auf dem feuchten Pflaster, lange ehe etwas von ihnen zu sehen war. Plötzlich tauchte gespensterhaft der graue Zug auf, schon dicht an dem Gasthaus. Drunten in der Haustür standen schon wartend die Verwandten der Ausrückenden. Die schlossen sich nun dem Zuge an. Da waren Mütter, die, neben dem Pferde schreitend, ihres Sohnes Hand hielten, Väter, Schwestern, die Körbe voll Eßwaren, Päckchen letzter Erinnerungsgaben trugen. Großmama wollte auch so neben dem Enkel mitgehen, hatte sich aber doch, auf Zureden aller Bekannten, bequemen müssen, in einem Wagen zu folgen.

Auf dem Bahnhof dann, in dem sich senkenden Nebel, ein Gewühl von Pferden und grauen Gestalten, das zuerst unentwirrbar schien und sich dann doch rasch ordnete. Je sechs Mann und sechs Pferde in jeden der bekränzten Waggons. Die Pferde zu drei und drei an den beiden Schmalseiten stehend, mit den Köpfen nach der Mitte, wo Reiter, Sättel, Satteltaschen und Eßkörbe verstaut waren. Mit fünf Freunden von der Prima, gleich ihm als Fahnenjunker eingetreten, war der jüngste Enkel untergebracht. An der offenen Schiebetür stand er, und Großmama steckte ihm Rosen an, wie es alle Mütter taten. „Keine Bange, Großmama,“ sagte er, „wir werden’s schon schaffen.“ Großmama aber bangte gar nicht gerade darum. Doch nun kam der zurückbleibende Wachtmeister, der die ausrückende Ersatzschwadron, unter viel Schimpfen und Fluchen, in den wenigen Wochen mühsam ausgebildet hatte, noch einmal

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)