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Aber er het domals der sorg nit bedurft, dann nit allain kaiser Carls hofgesind von Deutschen, sonder auch sein Spannier ainsteils, auch deren, so bei und mit seinem sone, dem princen Phillipo, waren der newen leer, wie sich dann

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das hernach, als sie wider in Hispanien kommen, dermaßen erreugt, das ain wilde turba desshalben im land entstanden, vil großer herren gaistlichs und weltlichs stands ins spill kommen. Hat mit gewalt müßen [1175] gedempt werden; wiewol man sagt, es seie gleichwol noch nit gar ußgereut.

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Als nun graf Wilhelm von Eberstain mit sampt seim bruder, graf Bernharten, auch seinem dochterman unfer von Brüssel, do ritten inen graf Bernhart von Ortenburg, weilundt des Salamanca son, auch herr Wilhelm Beckle, der kaiserlicher rat und tombropst zu Meidenburg, sampt ander

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Hochdeutschen in guter anzal ganz stattlichen entgegen, und waren bei dem grafen von Ortenburg losirt. Was gastereien und banketen die drei oder vier tag sie alda still gelegen, von iren wegen gehalten, das ist unnöt zu vermelden. Hiezwüschen kam graf Phillips auch gen Brüssel, der war zimlich

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wider wol uf. Mitler weil praticirt graff Wilhelm von Eberstain am kaiserlichen hove umb ein expectanz oder wart aines lehens, so dem kaiser oder dem reich mögte heimfallen, das sollichs alsdann, so der fahl beschehe, die grafen von Eberstain fehig weren. Dise prattik ward domals durch

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ein spanischen münch, war des remischen königs Ferdinandi beichtvätter einer und von seim herrn zu kaiser Carolo geschickt, anbracht und gefürt. Und war der münch bei dem kaiser, wie man sagt, in sondren hohen gnaden, wie dann dise beid gebrüder vil weltlicher sachen, die land und leut

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angetroffen, durch sollich gaistlich leut, irer profession gar zuwider, verricht haben, vilmals mit großem nachtail irer selbs und der iren. Nit mag ich wissen, was derselbig frater ußgericht oder wen er ußgebetten, dann die sach, durch graff Wilhelmen angefengt, ward von seinem sone,

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graff Phillipen, zu ende gepracht. Der ist darnach biß zum abschid kaiser Caroli am hoff und in den Niderlanden pliben. Es ist gleichwol bei wenig jaren darnach ußerschollen, wen er hab ußgebetten. Dieselbigen grafen aber sein, Gott lob! an leib und gut noch so herz und stethaft, das

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zuversichtlicher, sie werden den stammen Eberstain diser linia überleben, und gehet nur nach dem willen Gottes. Seithere sein die zwen gebrüder, graff Wilhelm der jünger, domdechan


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_290.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)