Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
|
Aber die gnad gehet fürs recht.[1]
Ir müßt doch sunst haben ain knecht,
In ewerm haus erneren,
Ir hapt mir mein herz durchschossen
Mit fraw Venus pfeil.«
Sie sprach: »Gesell, nim dir der weil
Vill pfennig in der täschen[3].
Du sollt nit nach wilpret neschen!
Du kiffest noch wol haberstro.«
So wellt ich nit gern gen Ach gehn,
Das ir wissen das herze mein.«
Sie sprach: »Gesell, da wüllt im spill sein
Das man setz dnarren über aier[6].
Ich main, trüeg ain gons[7] ain schleier,
Du welltest haben deinen thail.
Wann du singst und sagst
Biß hinacht zu vesperzeit.«
Ich sprach[9]: »Es ist ain alt sprüchwort,
Dem mag wol guts beschehen.«
Ob es mich auch wellt helfen?
Mein pitten, schreien und gelfen
Mit gedult zu überwinden
Und wider gnad bei ir finden,
Do ich ine hin geleget hab.
So ich ain besondern
Willen und lieb trag zu euch
Und in trewen zu euch fleuh,
- ↑ fürs recht] vgl Graf und Dietherr, Rechtssprichwörter s. 397, nr. 603.
- ↑ spülen] s. Fastnachtspiele II, 786, 21.
- ↑ täschen] vgl. Ambraser Liederbuch CLXXVIII, 7.
- ↑ reimens] vgl. Ambraser Liederbuch CCXX, 14.
- ↑ nit] hs. mit.
- ↑ über aier] s. Eiselein a. a. o. s. 136.
- ↑ gons] trüge eine gans einen schleier, du würdest sie nicht ungerupft lassen. Bei Fischart, Gargantua, 1594, bl 259b, ist an stelle der gans die geiß gesetzt.
- ↑ du] hs. da.
- ↑ sprach] d. i. zu mir selbst, jedoch nur scheinbar.
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_219.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)