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Bei wenig jaren ist inen nach abgang Ernsten vom Fürsts und desselben geschlechts ein guets betzlin in ain aug gefallen und haben denselben in dem merertail güeter geerbet, wie man gemainlichen sprücht, das corruptio unius seie

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generatio et incrementum alterius. Das ich aber widerumb uf die zollrischen sachen kom und uf das ußstocken ...[1]

[1134] In disem capitel werden vermeldet zwen sprüch[2], in reimen verfasst, die grave Gottfridt Wernher in seinr jugendt am würtenbergischen hoff gemacht hat.
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Grave Gottfridt Wernher hat in seiner jugendt, die zeit er bei herzog Ulrichen zue hoff gewest, sich vil der sprüch und reimen angenomen, wie dann ain sollichs vor jaren vil gebreuchlich, das auch manichmal die pottentaten[3] mit umbgangen. Er hat ain gaistlichen spruch gemacht, darin er

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geruehe[4] alle moralia so weislichen angezogen, das sich dess die eltern dozumal hoch haben verwundert. Den hab ich den nachkommen des zimbrischen geschlechts zu ainer ler und underweisung nit söllen underlassen in dise historia zue verleiben, und facht an:

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Merk! ich will dir ain ler geben,

Wie du dich sollt halten in deim leben,
Das sollichs Gott gefellig sei
Und dir selbs nutzlich dabei.

Fürcht Gott! hab in lieb vor allen dingen!
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So mag dir nimer missilingen.

Hör möss[5] mit fleiß, kanst du, all tag!
Dardurch man nichts versumen mag.
Gang auch mit fleiß dem gotzwort nach!

Laß dir uß zeitlich[6] nit sein zu gach!
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Dann wer zuvil guts will gewinnen,

Mag des teufels stricken hart entrinnen.
Die gebott Gottes nit übertritt!
Betracht sein leiden auch darmit,
Das er für uns gelitten hat!


  1. ußstocken ... ] hier bricht das capitel unvollendet ab. Der schreiber ließ bis s. 1133 leeren raum für die leider nicht erfolgte fortsetzung.
  2. sprüch] dieses und die folgenden gedichte sind mit manchen unrichtigkeiten abgedruckt von Ruckgaber, Geschichte der Grafen von Zimmern s. 257 — 291.
  3. pottentaten] wie kaiser Maximilian I; s. Gödeke, Grundriß s. 146.
  4. geruehe] wohl verdorbenes wort.
  5. möss] hs. mössts.
  6. zeitlich] vgl. Eiselein, Sprichwörter und Sinnreden s. 263.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_213.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)