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hausgesindt und befragt sich bei inen. Hiezwischen als die knaben merkten, wa der handel hinaußlaufen, do begibt sich der elter in die flucht und kompt darvon, aber der jünger wurt ergriffen. Der bit umb gnad, bekent und gibts

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alles wider. Nichs destoweniger aber so schickt der edelman den knaben uf eim karren hinüber geen Liechteneck und bit den grafen, er welle im urtel und recht über ine ergeen lasen. Wie baldt der graf des knaben ansichtig, do last er sich auch den zorn überwinden und stelt in für recht.

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Die richter schliesen, dieweil der jung gestolen, soll er nach ordnung und vermeg der rechten mit dem strang gericht werden. Uf solchs wurt der arm jung ußgefüert. Der gehieb sich innigclichen übel, wolt sich auch weder den predicanten oder leut getrösten lasen. Der wardt mit groser

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erbärmbdnus und mitleiden des umbstenden volks, das wider die grimme und hertigkait ires herren, des grafen, nit reden dorft, gerichtet. Gleich darauf hat er angefangen etlich stund user der nasen zu schweisen[1], dessen sich menigclichen hoch hat verwundert. Nach etlichen tagen, als sein

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nun mehr vergessen, do raiste der edelman von . . . desselben wegs und muest bei dem hochen gericht fürüber reiten. Wie er nun hienzu kompt und den knaben ersicht, so wendt sich derselb am hochgericht gegen im und facht gleich urplützlingen widerumb heftig userm mundt und der

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nasen zu schweisen, gleichwol es wider die natur, auch ungleuplich ist, darab der edelman dermasen erschrocken, das er in ain krankhait gefallen, widerumb haim müesen keren und ain zeit lang zu bet gelegen, auch sterbens sich versehen, iedoch mit aller müeh widerumb ufkommen, und wie

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man sagt, so hat er hinfüro nit vil glücks oder fals mehr gehapt. So ist ein gemain geschrai, das graf Conradt ein strenger, unbarmherziger man seie. Das beschaint sich wol an dem, das er ein alten thorwart zu Liechtenegk gehapt, der ainsmals die schlüssel am thor vergessen. Do hat im

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der graf zu einer straf die wahl ufgeben, eintweders in thurn, oder aber er soll ein sorgclichen felsen zu Liechteneck hinab kleten. Das hat der arm man user groser forcht angenommen und verpracht, aber [mit][2] sollichen geferden, das kain wunder, da er schon zehen hels abgefallen were.


  1. schweisen] s. oben II, 473, 24 und III, 596, 16.
  2. mit] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_203.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)