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da sie ir gepürlichs alter erraicht und erwechst, das waist der allmechtig, der kan alle ding zu seinem lob erschaffen.

In diesem jar, zu ußgendem Septembri im herpst, kam ein landtfarer geen Rordorf und het zwai ross, die er aim

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mair am Künigseggerberg entwert, dahin gepracht. Es kam aber der paur, dem die hab zugehört, hernach und warf den thetter ins recht. Es kam dahin, das man in zu Mösskirch fürstalte, und ward mit urtel erkennt, daz man ine mit dem strick rihten solt. Nun war er aber noch gar ein

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junger mentsch, also das seinethalber ein besserung zu verhoffen, derhalben menigclich, gaistlichs und weltlichs standts, zu einer erbärmbde bewegt, für in bate. Aber graf Krobin wolt niemands des bits geweren. Iedoch, dieweil der thetter so jung und dann der erst war, den der graf in seiner

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angenden regierung solt richten lasen, do bevalch er seim stataman, Matheo Scherern, das er alle sachen, als ob man ein mit dem strang welte richten, versehen solte, und so es dahin kemme, das man den armen man über die laiter abstoßen, alsdann solt er sein bevelch anzaigen und in wider

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ledig lasen. Wie man nun zum hochgericht kompt, do ward der gefangen die laiter hinauf gefüert, in aller masen, als man pfligt eim zu thuen, den man mit dem strang richten will. Im wardt fürgesprochen, kam an das, das er gleich solt über die laiter gestoßen werden. Do eröffnet der

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stataman seinen bevelch, namlich man verhofft einer bösserung bei im und darumb, seiner jugendt zu verschonen, solle im sein leben umb Gottes und seiner barmherzigkait willen geschenkt sein, iedoch das er in drei oder vier tagen gleich hernach ein walfart thue, einweders geen Rom, oder zu dem

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verrern s. Jacob, und hernach sein leben bössere. Solche rede ward mit groser frewd des ganzen volks angehört. Der nachrichter wardt abgericht, und so baldt er den beschaidt höret, do sprach er dem armen man zu, band in uf und ließ in ledig, mit dem vermanen, er solt nur frei und

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kegklich wider heraber geen. Do wardt er dermasen erstumet und erschrocken, das er nichs mehr verstund, hört oder reden konte, wolt auch über alles anmanen nicht von der laiter. Letstlich muest in der nachrichter in des teufels nammen haisen heraber geen, wie man dann sprücht, das

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in dergleichen sachen oder so einer ein böse that gethon und nit weichen will oder kan, mit sollichen worten von stat und zu der flucht meg gepracht werden. Von solcher redt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_201.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)